Unsere Printer aus Bagru, Rajasthan, halten eine jahrhundertealte Tradition am Leben mit ihren selbstgeschnitzten Holzstempeln und den natürlich gewonnenen Farben.
Als wir 2015 durch einen Online Artikel auf Bagru Textiles aufmerksam wurden, fühlten wir uns gleich angezogen von diesem farbenfrohen, fröhlichen Ort in Rajasthan, einem der traditionsreichsten Bundesländer Indiens. Ein paar Monate später stand die erste große Indien Reise auf dem Programm und ein Print Workshop bei Bagru war gebucht.
Wir wurden direkt herzlich empfangen von Vijendra, dem Gründer von Bagru Textiles. Ein großes, weites, sandiges Feld lag vor uns, darauf ausgebreitet lange Stoffbahnen in den schönsten und kräftigsten Farben, die zum Trocknen dort ausgebreitet lagen. Dazwischen liefen Frauen in ihren mindestens genauso bunten Saris umher und verliehen dem Ort etwas Magisches.
Vijendra führte uns durch sein Haus, an das der Workshop Raum direkt angrenzt, dort standen lange Tische und Regale voller Holzstempel. Seine Familie begrüßte uns mit einem Chai, überall rannten Kinder umher, wir durften später noch zum Mittagessen bleiben. Bevor wir mit unseren selbst bedruckten Schals starten konnten, wurden wir erstmal mit dem ganzen Prozess des Stoffdrucks vertraut gemacht.
Mindestens 16 Familien sind in Bagru an der Holzschnitzerei und dem Stempeldruck beteiligt, vom Schnitzer, über den Master Printer, die Färber und die Wäscher. Zuerst durften wir sehen wie die Farben gewonnen werden. Außer Schwarz, das aus Pigmenten angerührt wird, werden alle anderen Farbtöne, wie Gelb, Rosa, Blau aus natürlichen Pflanzen und Materialien gewonnen. Blau wird aus Indigo gewonnen, Rot aus einer Mischung aus Alaun, Färberkrapp und Ägyptischem Schotendorn. Aus Alaun werden auch Grautöne gewonnen. Für Schwarz nutzt man fermentierte Eisenreste, Jaggery (unraffinierter Zucker) und Wasser. Danach führte uns Vijendra zu den Holzschnitzern, die verschiedenste Designs nach Vorlage in Holz schnitzen. Mal verspielt blumig, mal grafisch, mit viel Hingabe werden tiefe Rillen ins Holz gehauen. Die Schnitzer von Bagru, benutzen oft Holz wie Sagwaan (Eiche), Sheesham (Indisches Rosenholz), oder Rohida (oft bezeichnet als Wüsteneiche) zum Erstellen der Stempel. Sobald das Design auf Papier gebracht wurde und der Holzblock die richtige Größe hat, wird der Entwurf direkt auf das Holz gezeichnet und mit verschiedenen Werkzeugen, wie Meißel, Hammer, Nägeln und Bohrern nachgearbeitet.
In den Druckstätten sieht man immer wieder das gleiche Bild; lange Tische, die Holzstempel und kleine Wagen auf denen die Farbe und Lappen liegen. Der Master Printer taucht den Holzstempel in die Farbe und platziert ihn gezielt auf den Stoff, wo er ihn mit der Faust kräftig aufschlägt um die Farbe tief in den Stoff zu bringen. Das Muster wird nur per Auge fortgesetzt, erstaunlich wie schnell und präzise der Printer dabei den Holzblock auf den Stoff drückt. Die modernen, eher reduzierten Muster, die es aktuell in die Modewelt geschafft haben, sind dabei besonders schwierig umzusetzen. Die unbeabsichtigt vom Stempel tropfende Farbe, fällt bei den vielen freien Flächen besonders stark auf. In den traditionellen indischen Mustern, die dicht an dicht gestempelt sind, gehen Unregelmäßigkeiten leichter unter. Für uns machen sie die Authentizität und das Handgemachte der Teile aus.
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